Die Verse aus Psalm 91 können wohl als Glaubensfundament und geistiges Tetament der Erbauer unserer Pfarrkirche - konzipiert als Wehrkirche mit romanischer Chorturmanlage - gelten:
„Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen, der sagt zum Herren: 'Du bist für mich Zuflucht und Burg, mein Gott, dem ich vertraue.'
Sicher war in den vergangenen 800 Jahren für viele Menschen unseres Ortes mit seiner wechselvollen Geschichte der Kirchenbau ein Zufluchtsort in guten wie in bösen Tagen.
Da sich bedauerlicherweise nur wenige schriftliche Aufzeichungen zur Historie von Bau und Ausstattung unseres Gotteshauses St. Peter und Paul erhalten haben, können nur die Stilformen des Kirchenbaus und seiner spärlich erhaltenen Einrichtung Aufschluss darüber geben. Wie von außen her klarer und eindeutiger zu erkennen ist als im Innern, geht unser Kirchenbau auf eine romanische Chorturmanlage um 1200 zurück und wurde 1684 umgestaltet. 1952 errfolgte eine Verlängerung des Kirchenschiffs um 6 Meter nach Westen.
Am eindruckvollsten spiegelt sich die Baugeschichte in der mehrmaligen Umgestaltung des Turmes: Eine gerundete romanische Apsis mit eingeschoßigem quadratischen Turmaufbau, der sich über einem Traufgesims zum Achteck verjüngt um dann von einer barocken Zwiebelhaube mit Knauf und Kreuzaufsatz abgeschlossen zu werden.
Die nördlich angebaute Ignatiuskapelle wird mit hochbarockem Stuck aus der Erbauungszeit 1699 geschmückt. Langhaus und Ignatiuskapelle wurden von Hans Maurer aus Unterweikertshofen errichtet.
Restaurierung unserer Pfarrkirche seit 1976
- Oberrother Pfarrkirche vor Einsturz gerettet -
In den letzten Jahrzehnten machten sich unserer Pfarrkirche zunehmend Verfallserscheinungen bemerkbar, die in erster Linie auf zum Teil sehr fahrlässige statische Veränderungen des gesamten Baukörpers um 17. bzw. 19. Jahrhundert zurückzuführen sind (Immer noch stark gefährdet unser Turm!). In zweiter Linie bedrohte übermäßige Feuchtigkeit des Mauerwerks (schwammige Grundmauern) die ganz Bausubstanz. Auch der schwer geschädigte Innenraum samt seiner weitgehend zerstörten Einrichtung (starker Holzwurmbefall) stand zur Totalrenovierung an. Symbolisch mag dafür die Skulptur unseres inzwischen restaurierten gegeißelten Heilandes stehen: Diese wertvolle Figur aus dem 18. Jahrhundert wurde in mühseliger Kleinarbeit aus den noch verbliebenen 16 Teilen mit völlig verrotteter Fassung zusammengesetzt und ergänzt.
Im Herbst 1976 beschloss die damalige Kirchenverwaltung eine Gesamtsanierung unserer Pfarrkirche, beginnend mit einer umfassenden Außenrenovierung. Der beim erzbischöflichen Baureferat gestellte Antrag hatte dank des Einsatzes unseres Pfarrers Werner Kellermann bereits Ende Oktober 76 Erfolg. Im Februar 1977 begann ein Unternehmen dessen Ausmaße noch niemand so recht überschauen konnte.
Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich eine Lawine von kostspieligen aber notwendigen Renovierungsmaßnahmen. Der desolate Zustand unseres Kirchengebäudes wurde vielen Gottesdienstbesuchern ein dringendes Anliegen. Mit großem Eifer schufen engagierte Mitglieder unserer Pfarrei unter Anleitung unseres Kirchenpflegers Hans Koll in über 700 Stunden schweißtreibender Arbeit die Voraussetzungen. Nach einjähriger Bauzeit waren die gröbsten Schäden durch eine gründliche Außenrenovierung behoben. Kostenaufwand hierfür rund 250.000 DM.
Nun wollte aber der verwahrloste Kirchenfriedhof mit dem renovierten Kirchengebäude nicht mehr recht harmonieren.
So wurde 1978 auch hier mit einer Neugestaltung des gesamten Areals begonnen. Kosten, einschließlich erbrachter Eigenleistungen, 14.000 DM. Die Jahre 1979 und 1980 brachten eine schlimme Erkenntnis. Des schönen äußeren Erscheinungsbildes wurde wir nicht mehr froh, als sich bei Sichtungsarbeiten für die Innenrenovierung die massive Ziegeldecke unserer Kirche akut einsturzgefährdet zeigte. Kurze Zeit wurde sogar an einen Abbruch des Langhauses gedacht.
Diese Katastrophenbotschaft ging nun an Nerven, Muskeln und Geldbeutel. Zuerst erwischte es jedoch die Kassen des erzbischöflichen Ordinariates.
Gäbe es da keine Kirchensteuer.
Durch ein sehr teures Betonkorsett konnte schließlich die schwierige Deckensanierung - ohne jeglichen Kostenvoranschlag'- bewerkstelligt werden. Inzwischen war die heimatlose Gottesdienstgemeinde eine wahrhaft pilgernde Kirche geworden. Eucharistie wurde auf dem Parkplatz des Gasthauses, im Schützenheim, in der Spenglerwerkstatt und auf der Wiese des Gemeindefriedhof gefeiert.
Währenddessen arbeitete der befreundete Künstler Max FalIer aus München unermüdlich für die völlige Neugestaltung des Kircheninnenraums, ohne Honorarforderungen zu erheben. Er kannte oder ahnte unsere ausgebluteten Geldbeutel. Was er in Oberroth geschaffen hat, wird den Glauben noch vieler Generationen bereichern. Am 11. Juli 1982 wurden bei der Altarweihe die Reliquien der Heiligen Ulrich von Augsburg und Konrad von Parzham zusammen mit Steinen aus dem HI. Grab Jerusalems durch Weihbischof von Soden-Fraunhofen im neuen Hochaltar beigesetzt.
Der erste Renovierungsabschnitt wurde am 23. Januar 1983 mit der Weihe der neuen Orgel und am 24. Juli 1983 mit der Weihe des neuen Apsiskreuzes von Max Faller durch den Benediktiner-Abt Lambert von Scheyern abgeschlossen. Gesamtvolumen der Renovierungskosten bis dato 750.000 DM. Eigenleistung der damals knapp 400 Seelengemeinde DM 130.000.
In den Folgejahren waren wir bemüht, die Schulden abzuzahlen. Mit dem
Jahr 1987 begann ein 2'. Abschnitt mit weiteren Sanierungsmaßnahmen.
Nach biblischem Verständnis besteht die Kirche aus lebendigen Steinen. Folgliche wird unsere Kirche in Oberroth immer eine Baustelle bleiben. Damit soll aber auch gesagt sein, dass sich die Restaurierung nicht bloß auf die äußere Sicherung des Bauwerks und die Wiederherstellung des Kirchenraumes beschränken darf. Mit der baulichen Erneuerung sollte auch eine geistige, innere parallel laufen, eine Wiederbesinnung auf das, was einst den Anstoß zum ersten Kirchenbau gegeben hat. „Siehe Psalm 91!"
Viele Bewohner von Oberroth haben in Eigeninitiative und als Mitglieder in den Vereinen mit Arbeit und Geld zum Gelingen der Restauration beigetragen. Der Dank der Dorfgemeinschaft gilt aber besonders ihrem Pfarrer. Ohne seine Initiative, seinem Einsatz und seiner Zähigkeit hatte dieses Werk nicht zu einem Erfolg geführt werden können. Sein Wunsch ist es, daß diese ständige Hilfsbedürftigkeit der Kirche als Symbol stehe für uns alle.
Wenn wir diese Wahrheit wieder neu in den Blick nehmen könnten, dann, wäre es um unsere Zukunft gar nicht so schlecht bestellt.